11.12.14

JIM-Studie: Jugendliche glauben Tageszeitung mehr als Internet

Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest hat im Dezember die JIM-Studie 2014 (Jugend, Information, (Multi-) Media) in Mannheim vorgestellt. Darin wurde auch das Image verschiedener Mediengattungen hinsichtlich der Vertrauenswürdigkeit und Glaubwürdigkeit untersucht. Ergebnis: Die Tageszeitung ist für Jugendliche auch im Zeitalter der Digitalisierung die glaubwürdigste Mediengattung.

Dazu wurden die Jugendlichen gefragt, welchen Medien sie im Falle einer widersprüchlichen Berichterstattung am ehesten Glauben schenken würden – dem Radio, dem Fernsehen, dem Internet oder der Tageszeitung? In diesem Szenario vertrauen 40 Prozent der befragten Zwölf- bis 19-Jährigen der Berichterstattung der Tageszeitungen, gut ein Viertel entscheidet sich für das Fernsehen (26 %). Radiomeldungen sind für 17 Prozent am vertrauenswürdigsten, während der Internetberichterstattung mit 14 Prozent am wenigsten Vertrauen entgegengebracht wird. Und dies, obwohl die Tageszeitung von deutlich weniger Jugendlichen regelmäßig genutzt wird (32 %) als Radio (73 %), Fernsehen (83 %) oder Internet (94 %).

Diejenigen, die das Internet für das glaubwürdigste Informationsmedium halten, nennen als vertrauenswürdigste Internetseite mit jeweils 16 Prozent Spiegel Online und Google. An zweiter Stelle steht Wikipedia (15 %), danach folgen Facebook sowie diverse E-Mail-Provider mit jeweils elf Prozent. Neun Prozent nennen YouTube als vertrauenswürdigstes Internetangebot, acht Prozent vertrauen auf den Online-Auftritt überregionaler Zeitungen wie der Süddeutschen Zeitung, der FAZ oder der ZEIT.

Die Frage nach der Glaubwürdigkeit verschiedener Medien greift die JIM-Studie seit 2005 in unregelmäßigen Abständen immer wieder auf. Die Ergebnisse zeigen, dass Jugendliche trotz extremer Digitalisierung des Alltags in dieser Frage sehr konservativ urteilen. Sowohl Tageszeitung (2005: 42 %), Fernsehen (2005: 28 %) als auch Internet (2005: 16 %) weisen in den letzten neun Jahren relativ konstante Werte hinsichtlich ihrer Glaubwürdigkeit auf, nur das Radio (2005: 10 %) hat sieben Prozentpunkte dazu gewonnen.

Zur vollständigen Pressemitteilung und zum Download der JIM-Studie

1.12.14

Wie wir in Europa in Zukunft Radio hören

Radiohören findet in Großbritannien wie in den meisten europäischen Ländern vor allem im Auto statt. Was bedeutet das für die Radionutzung allgemein? Damit befasst sich ein Beitrag in der Zeitschrift Media-Perspektiven.

Die Zukunftsvision eines vernetzten Autos sieht so aus: Morgens wird das selbstfahrende Auto per Handy gerufen. Während der Fahrt können die Applikationen des Internets genutzt werden: Einkaufen, Chatten, E-Mails bearbeiten, Videos anschauen, Musik hören. Am Bestimmungsort angekommen parkt sich das Auto von selbst ein, während man sich bereits ins Büro begibt. Dabei fällt auf, dass Radiohören in dieser Zukunftsvision der Autoindustrie offensichtlich nicht vorgesehen ist. Im Auto ersetzen Apps, die mit Internet-Streamingdiensten verlinken, das Radio.

Was bedeuten solche Szenarien für die Zukunft des Radiohörens? Die Radiobranche steht vor drei grundlegenden Herausforderungen: 1. Radio darf den Anschluss an die Jugend nicht verlieren, 2. Radio darf sich nicht aus dem digital vernetzten Autoradio („connected car“) verdrängen lassen und 3. Radio muss als kostenlos empfangbarer Rundfunk auch in mobilen Endgeräten (Smartphones und Tablets) verfügbar sein.
Zur Kurzfassung und zum ausführlichen Beitrag von Media-Perspektiven 10/2014. Die Abbildung zeigt die Geräte, mit denen in Großbritannien Radio gehört wird. Quelle: Media-Perspektiven 10/2014

26.9.14

Journalismus und PR: Wenn die Distanz verloren geht

Technikjournalismus heute hat Mats Schönauer seinen Beitrag im Bildblog genannt. Dahinter verbirgt sich eine Textsammlung aus Onlinemedien und anderen, die richtig zum Schmunzeln wäre, wenn es nicht so traurig wäre. Schönauer bezeichnet sie als "eindrucksvolles Beispiel für das, was herauskommt, wenn Medien versuchen, PR in Journalismus zu verwandeln — und dabei nicht nur die Distanz über Bord werfen, sondern alles andere gleich mit."
Zum Beitrag "Technikjournalismus heute"

23.7.14

Wege in die Medien: Folienpräsentation vom Mediencampus

Für alle, die junge Leute auf dem Weg in die Medien beraten, hat der Mediencampus Bayern eine Folienpräsentation zusammengestellt. Sie richtet sich an Schulen oder Arbeitsagenturen und zeigt insbesondere die Studienmöglichkeiten für Abiturientinnen und Abiturienten auf. Dabei steht das Studium von Medientechnik oder Medienproduktion an erster Stelle, gefolgt von Journalistikstudiengängen. Duale Ausbildungen wie beispielsweise beim Bayerischen Rundfunk werden ebenfalls dargestellt. Die Folienpräsentation kann hier als PDF heruntergeladen werden. Wünschenswert wäre eine ergänzende Präsentation, die die Möglichkeiten der Weiterbildung im Medienbereich beispielhaft darstellt.

21.7.14

Rezension: Soziale Stiftungsunternehmen können funktionieren

Das bestehende Wirtschaftssystem ist an seine Grenzen gestoßen: Das glaubten 2012 mehr als 80 Prozent der befragten Bundesbürger laut einer Bertelsmann-Studie. Doch wo kann das Umdenken beginnen? Lutz Frühbrodt, Professor für Technikjournalismus an der Hochschule Würzburg und Autor des Lehrbuchs Wirtschaftsjournalisms der Journalistischen Praxis, hat beispielhafte Unternehmensstrukturen anhand von Stiftungsunternehmen untersucht. Denn warum soll das Finden einer Alternative nicht von Unternehmen ausgehen?

Als Kriterien für ein soziales Unternehmen legt Frühbrodt an: Es achtet darauf, Waren und Dienstleistungen von hohem Gebrauchswert herzustellen. Es baut keine Sollbruchstellen (Obsoleszenz) in seine Produkte ein. Es verzichtet auf persuasive Methoden des Marketings und setzt stattdessen auf Empfehlung. Dadurch erzielt es hohe Glaubwürdigkeit bei seinen Kunden. Dazu bietet die Rechtsform der Stiftung, insbesondere die Unternehmensstiftung, juristisch und steuerlich gute Möglichkeiten.

„Es wäre allerdings naiv, allein darauf zu hoffen, dass ein langsames Umdenken in den progressiverenTeilen der Unternehmerschaft ausreichen würde, um einen grundlegenden Wandel einzuleiten“, schränkt der Autor die Allgemeingültigkeit seiner Untersuchungen ein. Doch auch, wenn man dies mit bedenkt, liefern seine Beispiele - „Wala“, ein anthroposophisch geführtes Unternehmen, und die „Hoppmann Autowelt“ - überzeugende Argumente dafür, dass ein Unternehmen mit sozialer Verantwortung für seine Mitarbeiter und Kunden nicht nur funktionieren, sondern auch längerfristig am Markt bestehen kann. Lutz Frühbrodt bezieht sich dabei ausdrücklich auf Christian Felber, dessen Buch „Gemeinwohl-Ökonomie“ zu den vieldiskutierten Werken zum Thema gehört, wie sozialer und wirtschaftlicher Wandel umgesetzt werden kann.

Besonders lesenswert sind die „verpassten Chancen“, die der promovierte Wirtschaftshistoriker Frühbrodt aus der Geschichte der Bundesrepublik zusammengetragen hat. Sie reichen vom VW-Konzern bis zur Wiedervereinigung, die Frühbrodt im Sinne des sozialen Unternehmertums mehr oder weniger ganz zu den verpassten Chancen rechnet, gezeigt am Beispiel von Carl Zeiss Jena. Frühbrodt verliert auch nicht aus den Augen, dass neben Stiftungsunternehmen auch Genossenschaften und weitere Rechtsformen einen ökonomischen und gesellschaftlichen Wandel herbeiführen können. Insgesamt eine anregende Lektüre für alle, die nach konkreten Schritten für eine grundlegende Reform in Richtung Wirtschaftsdemokratie suchen.

Lutz Frühbrodt: Das soziale Stiftungsunternehmen. Eine wirtschaftspolitische Alternative, Würzburg 2014, ISBN 978-3-8260-5483-9, 14 Euro.

15.7.14

Rekordbilanz bei Videonutzung

Mit einem Gesamtumsatz von 1,76 Milliarden Euro hat die deutsche Home-Entertainment-Branche 2013 ihr bisher bestes Ergebnis erzielt. Das berichtet die Fachzeitschrift Media-Perspektiven in ihrer aktuellen Ausgabe.

Bei der zeitverzögerten und zeitversetzten Nutzung von Fernsehinhalten zeigte sich eine Präferenz des Publikums für das Krimigenre, vor allem für Produktionen der „Tatort“-Reihe.

Beim Verleihmarkt lag der Anteil digitaler Umsätze nach einem Anstieg um 32 Prozent auf 102 Mio Euro 2013 bei einem Drittel des gesamten Vermietergebnisses von 312 Mio Euro. Insgesamt wird sowohl dem digitalen Verleih als auch dem digitalen Verkauf von Bewegtbildinhalten großes Wachstumspotenzial zugeschrieben. Der laufende Umstrukturierungsprozess des Videomarktes betrifft vor allem den Verleihbereich mit weiteren Schließungen von klassischen Videotheken und deutlichem Umsatzrückgang. Neue Videodienste – wie Netflix aus den USA – drängen auf den deutschen Markt. Während der DVD-Verkauf mit einem Umsatz von 984 Mio Euro leicht unter dem Vorjahresniveau lag, konnte der Blu-ray-Absatz auf 410 Mio Euro Umsatz gesteigert werden.

Zur Kurzfassung und zum Download des kompletten Beitrags bei Media-Perspektiven

4.7.14

Fußball-WM: Social TV und Second Screen legen zu

Wie wirkt sich die Fußball-WM auf die Nutzungsgewohnheiten aus? 45,5 Prozent aller Deutschen nutzen das Smartphone als Second Screen, während sie die Spiele im TV verfolgen. Frauen nutzen Social-Media-Kanäle mit 38,9 Prozent deutlich mehr als Männer (29,7 Prozent). Das ergab die aktuelle Social-Trends-Studie von Tomorrow Focus.



47,8 Prozent aller Befragten schauen Fußball am liebsten mit Freunden oder Bekannten, 33,5 Prozent mit der Partnerin oder dem Partner. 15 Prozent gehen am liebsten zu Public-Viewing-Veranstaltungen.



Kurzfassung der Studie bei Kress-Report

4.6.14

Unter drei: Interview mit Klaus Meier zur Zukunft der Zeitung

Alumni und Alumnae der Eichstätter Journalistik haben ein Interview mit ihrem Professor Klaus Meier geführt. "Ein intensives Gespräch zur Zukunft von Tageszeitungen und Verlagen, zu ihrer Bedeutung für die Demokratie und zur Reorganisation von (Lokal-)Redaktionen", schreibt Klaus Meier, "ein Podcast, der vieles anspricht und vertieft, worüber sich Journalisten und Redaktionsmanager heute Gedanken machen." Klaus Meier führt gemeinsam mit Gabriele Hooffacker das Standardwerk Einführung in den praktischen Journalismus von Walther von La Roche in der Gelben Reihe fort. Hier geht's zum Interview

14.4.14

Wie gehen Journalisten mit dem Thema Rechtsextremismus um?

Geht es um Rechtsextremismus sind die Medien in einem Dilemma gefangen. Guter Journalismus sollte extremistische Ideologien nicht verstärken. Doch wie vereinbaren Journalisten ihre Informationspflicht mit dieser Vorgabe?

Auf einem Symposium der Hamburg Media School und der Norwegisch-Deutschen Willy-Brandt-Stiftung diskutierten Experten die Rollenprobleme des Journalismus. Studierende der Hamburg Media School haben ein multimediales Dossier zum Thema zusammengestellt und die Diskussion in einer Audio-Slideshow dokumentiert. Das gesamte Dossier gibt es bei der Zeitschrift Message online.

23.3.14

Fachkonferenz Think cross - change media, Magdeburg

Filmriss-Filmquiz Director’s Cut stößt auf großes Interesse

Für die vorlesungsfreie Zeit Ende März war viel los im Hörsaalgebäude 14 auf dem Campus-Gelände der Hochschule Magdeburg-Stendal. Vom 20.-22. März lud die Hochschule Magdeburg zur Fachkonferenz Think cross - change media (#tccm14). Auf der Crossmedia-Konferenz in Magdeburg trafen sich Lehrende und Studierende sowie Praktiker aus Medienunternehmen und Produktionsfirmen. Dass der Seminarraum 5 so überbelegt war, dass Leute teilweise auf Tischen oder dem Boden saßen, lag am Thema: Unter dem Begriff Transmedia berichtete Filmemacher Timo Simek über die Schwierigkeiten, einen Markt für ein transmediales Animations- und Gameprojekt zu finden. Henry Bauer, Exozet GmbH und Kristian Costa-Zahn, UFA Lab, zeigten, wie transmediale Produktionen entstehen. Sebastian Gomon, Ulrich Schmedes und Gabriele Hooffacker stellten die Ergebnisse des studentischen Projekts „Filmriss-Filmquiz Director’s Cut“ aus dem Wintersemester 2013/14 vor.

Screenshots und Ausschnitte aus der Quiz-Show ließen das Filmriss-Filmquiz in Magdeburg lebendig werden. Im Anschluss an die Crossmedia-Konferenz entsteht ein Tagungsband, in dem das Filmriss-Filmquiz wissenschaftlich begleitet und ausgewertet wird. Fazit von Moderator Björn Stockleben: Das sei „Studentenfernsehen, das nicht wie Studentenfernsehen aussieht“.

Gabriele Hooffacker, Ulrich Schmedes und Sebastian Gomon vertraten die HTWK Leipzig mit einem Beitrag über das Filmriss-FilmquizDirector’s Cut, das Studierende der Medientechnik im Wintersemester realisiert haben. 

Storify-Bericht zur tccm14
Präsentation zum Filmriss-Filmquiz

18.3.14

Second Screen: Zuschauer suchen Gemeinschaft

Social TV, das Herstellen von Gemeinsamkeit, scheint ein wesentliches Motiv für sendungsbezogene Onlineaktivitäten von Fernsehzuschauern zu sein. Das ergab die Auswertung mehrerer Studien rund um das Thema Second Screen, von Uli Gleich für den ARD-Forschungsdienst. Demnach nutzt inzwischen über die Hälfte der Deutschen Fernsehen und Internet häufig oder manchmal parallel. Der größere Anteil der Onlineaktivitäten ist dabei allerdings unabhängig vom gerade gesehenen Fernsehprogramm (z.B. Bearbeiten von E-Mails; Surfen). Eine direkt auf eine laufende Sendung bezogene Nutzung des zweiten Bildschirms (z.B. Abrufen von Informationen über das Programm, Kommentare, Teilnahme an einem Quiz) ist im Gegensatz dazu - auch im internationalen Vergleich - noch unterdurchschnittlich ausgeprägt.

Eine inhaltliche Untersuchung der Anschlusskommunikation auf Twitter zeigte, dass sie wenige interaktive Anteile (d.h. im Sinne einer tatsächlichen Diskussion) hatte, sondern eher von singulären Statements und Kommentaren geprägt war. Eine weitere Studie ergab, dass die Kommentare und Stellungnahmen von Zuschauern in sozialen Netzwerken Rückwirkungen auf die Sendungen haben können. Die sendungsbezogene Facebook-Kommunikation bewirkte einen signifikanten Agenda-Setting-Effekt im Hinblick auf die Themenwahl in der Sendung.
Quelle: Abstract zum Beitrag bei Media Perspektiven 3/2014, dort auch der Volltext als PDF

11.3.14

Studie: Gedruckte Pressemappen noch zeitgemäß?

65 Prozent der Pressemappen gibt es nur als Print-Mappe. Die kann einen Umfang von bis zu 137 Seiten annehmen - Journalisten müssen also auf Messen große Taschen oder Rucksäcke dabei haben. Das ergab eine Studie der Agentur Aufgesang Public Relations GmbH aus Hannover. Zusätzlich legen 28 Prozent der Unternehmen der Print-Pressemappe noch eine digitale Version bei. Aufgesang hat Hunderte von Pressemappen aus den Pressefächern der Messen CeBIT, Hannover Messe und dmexco untersucht. Die meisten digitalen Pressemappen waren demnach auf der CeBIT vertreten.
Zum Beitrag über die Studie beim PR-Journal

7.3.14

Dürfen Journalistenschulen nicht PR lehren?

Journalistenakademie auf Abwegen titelte das Magazin Cicero online Ende Februar. Gemeint war die Akademie der Bayerischen Presse (ABP), eine klassische Volontärsschmiede mit umfangreichem Kursprogramm in München. Kritisiert wird insbesondere, dass die ABP nicht nur das journalistische, sondern auch PR-Handwerk vermittele. Zudem werden ihre Weiterbildungskompetenzen auch von Unternehmen für Inhouse-Schulungen genutzt. Es sei "eine Frage der Glaubwürdigkeit", Journalismus- und PR-Kurse nicht gleichzeitig anzubieten, meckern insbesondere Leiter privater PR-Akademien, die meist frei finanzierte Kurse zu wesentlich höheren Teilnahmegebühren im Programm haben. Da die ABP institutionelle Förderung vom Freistaat erhält, sehen manche Wettbewerber hier eine Marktverzerrung. Auch Heike Schweitzer, Professorin für Kartellrecht an der Universität Mannheim, fürchtet, hier könnte einem Marktteilnehmer mit staatlichen Mitteln ein Wettbewerbsvorteil verschafft werden.

Die Fördermittel sind nicht unbeträchtlich: Wie Petra Sorge für Cicero online recherchiert hat, waren es 2013 nach offiziellen Angaben 420.750 Euro, 2014 sollen es 467.500 Euro werden. Da die meisten Journalistenschulen von den Teilnahmegebühren nicht leben könnten, ist die Förderpraxis jedoch Tradition: So unterhalten viele Verlags- und Medienhäuser eigene Journalistenschulen, auf die zum Teil auch externe Teilnehmende aufgenommen werden. Die Kirchen betreiben Journalistenschulen und Journalistenakademien, und auch parteinahe Stiftungen bieten mit öffentlichen Geldern geförderte Kurse und Lehrgänge an. (Anmerkung in eigener Sache: Auch viele Studierende der Stiftung Journalistenakademie Dr. Hooffacker erhalten für die Teilnahmegebühren an Weiterbildungslehrgängen und Seminaren öffentliche Fördermittel insbesondere aus der Arbeitsverwaltung).

Ist das verwerflich? Ist es nicht genau der freie Markt, der Unternehmen dazu bringt, ihre Mitarbeiter lieber zu Journalistenschulen als zu PR-Akademien zu schicken? Insbesondere die Medienarbeit (media relations), um die es bei den genannten Kursen geht, hat sich in ihren Methoden dem journalistischen Handwerk stark angenähert. Die Journalistenschulen bieten hier Kompetenzen, die sich an den PR-Akademien bisher nicht immer im gleichem Maße finden.

Sind Medienunternehmen keine Unternehmen? Die Argumentation, dass Journalismuskurse - also mit öffentlichen Mitteln bezuschusste Aus- und Weiterbildung für Medienunternehmen - erlaubt, die Ausbildung anderer Unternehmensmitarbeiter jedoch kritisch zu sehen sei, lässt außer Acht, dass Verlagshäuser ebenfalls frei finanzierte Unternehmen sind.

Was vom Skandal übrig bleibt, ist Wettbewerbsgezänk. Das ließe sich dadurch lösen, dass spezielle Medienarbeits-Kurse vielleicht tatsächlich zu höheren Preisen angeboten werden als journalistische - in der Preisgestaltung sind Journalistenschulen ja frei. Müsste die Journalistenausbildung in Deutschland hingegen auf öffentliche Fördermittel verzichten, sähe es schlecht aus für journalistische Aus- und Weiterbildung.
Zum Beitrag "Journalistenakademie auf Abwegen" auf Cicero online

24.2.14

Mehr Jobs im Fachjournalismus

Speziell bei Fachmedien stehen die Chancen auf eine journalistische Festanstellung für Akademiker nicht schlecht. Das ergab eine aktuelle Studie, die die Professoren Lutz Frühbrodt und Michael Sturm an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt unter 22 Fachmedien durchgeführt haben.

Ein weiteres Ergebnis:  War noch vor zwanzig Jahren eher die fachliche Eignung, beispielsweise ein ingenieurwissenschaftliches Studium, ausschlaggebend, setzen die Verlage heute auf eine fundierte journalistische Ausbildung. " Das Fachwissen spielt natürlich auch weiterhin eine wichtige Rolle, aber journalistische Qualität hängt nicht mehr nur vom Fachwissen ab, sondern auch von der Qualität der Recherche und der Darstellung", sagt Lutz Frühbrodt im Interview.

Lutz Frühbrodt ist Autor des Lehrbuchs Wirtschaftsjournalismus in der Reihe Journalistische Praxis. Ein weiteres Buch aus der Reihe, "Special Interest", befasst sich mit thematisch spezialisiertem Journalismus

Zum Beitrag von Lutz Frühbrodt: Die neue Offenheit der Fachmedien
Zum Interview mit Lutz Frühbrodt in M - Menschen machen Medien

18.2.14

So viele Menschen wie nie zuvor in Medienberufen

Mit etwas mehr als 5000 Festangestellten in Redaktionen ist München die drittgrößte Medienstadt, dicht gefolgt von Köln. Auf Platz Eins liegt Berlin mit 6369, auf Platz Zwei Hamburg mit 6022. Leipzig belegt den achten Platz. Insgesamt sind aktuell mehr als 70.000 Menschen in journalistischen Berufen angestellt, das sind deutlich mehr als von zehn Jahren (ca.60.200). Damals wurden auch noch Beschäftigte in PR-Berufen mitgezählt, die die Arbeitsagentur heute getrennt erfasst. Der Anstieg liegt also noch deutlich höher.

Hinzukommen freiberuflich arbeitende Journalistinnen und Journalisten. In Berlin geht die Zahl derjenigen, die als Freie über die Künstlersozialkasse (KSK) versichert sind, deutlich in Richtung 10.000. Insgesamt geht das Statistische Bundesamt von mehr als 166.000 journalistisch Tätigen in Deutschland aus, Tendenz steigend.

Quellen: Statistik der Bundesagentur für Arbeit/KSK/eigene Recherchen/Journalist 2/2014

14.1.14

Studie: Wie Wikipedia mit PR umgeht

Wie bei Wikipedia Unternehmen, Politiker und andere Akteure Einfluss ausüben, ist Thema der neuen Studie der Otto-Brenner-Stiftung. Marvin Oppong, Journalist und Dozent, hat die Wikipedia-Autoren beim eher ratlosen Umgang mit PR beobachtet. Anhand von Fallstudien zu Daimler, RWE oder den Steyler Missionaren zeigt er, wie die Einflussnahme konkret aussieht.

Er hat beobachtet, dass die Zahl der Unternehmenspressestellen und PR-Agenturen, die Einfluss auf Wikipedia-Einträge nehmen, riesig groß ist. Die ehrenamtlichen Wikipedia-Mitarbeiter sind viel zu wenige und haben den gut bezahlten PR-Autoren wenig entgegenzusetzen. Die Otto-Brenner-Stiftung und der Autor haben deshalb zehn konkrete Verbesserungsvorschläge entwickelt, wie ihrer Meinung nach die Chancen von Manipulationen für PR-Zwecke begrenzt werden können.

Pressemitteilung der Otto-Brenner-Stiftung zur Studie über PR in Wikipedia
Die komplette Studie "Verdeckte PR in Wikipedia" zum Herunterladen